In bester Gesellschaft – Prominenz in der JVA Moabit

WachturmDie JVA Moabit war schon für so manchen Prominenten eine vorübergehende Unterkunft:

Hauptmann von Köpenick
Der Hauptmann von Köpenick, mit bürgerlichem Namen Friedrich Wilhelm Voigt, war dereinst Schuhmacher und dann auch ein Räuber. Er plünderte die Staatskasse und saß dafür von 1906 bis 1908 in Moabit.

Georgi Dimitrow
Der Bulgarische Kommunist Georgi Dimitroff hatte eine Schlüsselrolle im Prozess zum Brand des Reichtstagsgebäudes 1933 inne. Er war von 1933 bis 1937 in der Justizvollzugsanstalt Moabit inhaftiert.

Ernst Thälmann
Auch Ernst Thälmann, Vorsitzender der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und Reichstagsabgeordneter, war ab März 1933 in der JVA Moabit; 1944 wurde er im KZ Buchenwald ermordet.

Herschel Grynszpan
Herschel Grynszpan erschoss 1938 den deutschen Diplomaten Ernst vom Rath. Dieses Attentat diente dem nationalsozialistischen Regime als Anlass für das Pogrom am 9. November 1938, die sogenannte „Reichskristallnacht„. Er war von 1940 bis 1941 in dem Gefängnis untergebracht.

Wolfgang Borchert
Der deutsche Schriftsteller Wolfgang Borchert: wurde nach der Vorführung einer Goebbels-Parodie denunziert und anschließend wegen „Wehrkraftzersetzung“ verurteilt. Er saß in Moabit 1944 ein.

Fritz Teufel
APO-Aktivist und Ikone der Spaßguerilla Fritz Teufel, später freier Mitarbeiter bei der taz und als Fahrradkurier in Berlin, wurde vom 2. Juni 1967 verhaftet. An dem Tag war Schah Reza Pahlaci in Berlin und Teufel wurde beschuldigt, einen Stein geworfen zu haben. Er saß bis November 1967 in Moabit und wurde an 22. Dezember 1967 freigesprochen.

Andreas_Baader
Andreas Baader, späteres RAF-Mitglied, saß wegen Kaufhaus Brandstiftung am 2. April 1968 in der JVA Moabit und wurde am 14. Mai 1970 in Dahlem befreit. Dieses Datum gilt als Geburtsstunde der RAF.

Erich Honecker
Erich Honecker, deutscher Kommunist, langjähriger SED-Chef, ist das erste und bislang einziges deutsches Staatsoberhaupt, das sich vor Gericht verantworten musste. Sein Prozeß fand im Kriminalgericht Moabit statt und er war ab dem 29. Juli 1992 unfreiwilliger Gast in der Untersuchungshaftanstalt und wurde 169 Tage später als totkranker Mann aus der Haft entlassen.

Wenn’s der Wahrheitsfindung dient!“ ist das geflügelte Wort, das der „Pudding-Attentäter“ Fritz Teufel dem Vorsitzenden Richter entgegen hielt, als er aufgefordert aufzustehen. Ob die Untersuchungshaft der Wahrheitsfindung dient, möchte ich nicht unterschreiben.

Dieser Beitrag wurde unter Gefangene veröffentlicht.

3 Antworten auf In bester Gesellschaft – Prominenz in der JVA Moabit

  1. 1
    Siegfried Schlosser says:

    ab März 1993 in der JVA Moabit

    bestimmt nicht, geschätzter Carsten…

    • Lieber Sigi. Mit Thälmann kennste Dich aus, wa? 😉 Danke. crh
  2. 2
    Philip says:

    Nur kurz darüber gelesen aber eine Rechtschreibprüfung hat die Blog-Software anders als die Kommentar-Funktion nicht?
    Dipolmaten, unfreiwiller, einzige deutsches

    • Danke! Repariert. crh
  3. 3
    Toni says:

    Ich denke, wenn man genau ist, wäre als erstes deutsches Staatsoberhaupt, welches sich vor Gericht verantworten musste Dönitz zu nennen?